WO DIE ZITRONEN BLÜHEN
Sizilienreise
Text und Fotos Siegbert Sappert
Die lang ersehnte Reise führte 27 unserer Mitglieder für fünf Tage in die sizilianische Hauptstadt Palermo mit diversen Einladungen in private Häuser. Die bekannte Wissenschaftlerin und Kunsthistorikerin Dott.ssa Angheli Zalapi hatte für uns gemeinsam mit Graf Johannes Stubenberg eine unvergleichliche Reise zusammengestellt.
Groß war die Wiedersehensfreude unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern unserer eigentlich bereits für das Jahr 2020 geplanten Reise, als wir uns schließlich am 13. Mai 2022 am Flughafen Wien trafen. Über Zürich ging es mit der Swiss Air nach Palermo, wo wir von Frau Zalapi und unserem italienischen Reiseleiter Alberto Amato herzlich empfangen wurden. In komfortablen Kleinbussen zu je 6 Personen ging es in unser 4-Sterne-Hotel, das im ehemaligen Palazzo Tarallo aus dem 18. Jahrhundert zwar mitten im Stadtzentrum, aber dennoch ruhig gelegen ist. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, gingen wir auf eine erste kurze Stadterkundung. Über den nahe gelegenen Platz Quattro Canti (= „vier Ecken“), der zu den schönsten barocken städtebaulichen Anlagen Palermos zählt, gelangten wir in die Kirche des Dominikanerinnenklosters. Sie ist der heiligen Katharina von Alexandrien geweiht und sticht vor allem im Inneren durch ihre für Sizilien typische Marmordekoration – genannt marmi mischi – hervor. Vielfarbiger Marmor und Stuck aus dem 17. und 18. Jahrhundert dekorieren das Kirchenschiff und schmücken dieses mit figürlichen Marmorbildern und Reliefs in opulenter Weise aus. Der daneben gelegene Palazzo Pretorio verdankt seinen offiziellen Namen dem dort gelegenen, ehemaligen Gerichtspalast Palermos. Im Volksmund aber erhielt der Platz angeblich wegen des dort befindlichen manieristischen Brunnens mit seinen nackten Statuen den Namen Piazza della Vergogna (= „Platz der Schande“). Den ersten Abend ließen wir bei einem geselligen Abendessen auf der Dachterrasse unseres Hotels ausklingen.
Am Samstagmorgen entdeckten wir Palermo weiter und besuchten zunächst die Kirche Santa Maria dell’Ammiraglio aus dem 12. Jahrhundert. Diese wurde von einem Ammiratus von König Roger II. von Sizilien gestiftet und beeindruckt als dreischiffige Kreuzkuppelkirche mit ihren byzantinischen Goldgrundmosaiken. Im gegenüberliegenden, seit dem Jahr 2014 aufgelassenen Dominikanerinnenkloster besuchten wir den ehemaligen Konvent und genossen vom Dach aus einen herrlichen Fernblick über die Stadt und das Meer. Von dort gingen wir weiter zum Oratorio di San Lorenzo mit seinen aus Stuck detailgenauen Reliefzyklen mit Szenen aus dem Leben der Heiligen und zahlreichen vollplastischen Figuren und Putten. Die Kirche gilt als eines der Hauptwerke des palermischen Stuckateurs Giacomo Serpotta (1656–1732) und entstand um das Jahr 1700. Von Caravaggios (1571–1610) Altarbild „Christi Geburt mit den Heiligen Laurentius und Franziskus“ konnten wir leider nur eine Kopie bewundern. Das Original wurde im Jahr 1969 gestohlen und steht auf der Fahndungsliste des FBI als eines der zehn meistgesuchten Kunstwerke der Welt. In der Galleria Regionale della Sicilia, die im spätgotischen Palazzo Abatellis untergebracht ist, besahen wir uns das Fresko eines unbekannten Malers aus einem Bürgerhospital mit dem Motiv „Triumph des Todes“ aus dem 15. Jahrhundert. Ebenso hervorzuheben ist das dort befindliche Porträt der Verkündigungsmadonna „Annunciata di Palermo“ des Renaissancemalers Antonello da Messina (1430–1479). Zum Mittagessen erwarteten uns im Palazzo Lanza Tomasi die Familie und Nachkommen des Autors Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896–1957), der in diesem Palazzo seine letzten Lebensjahre verbracht hatte und dessen Roman „Il Gattopardo“ („Der Leopard“) kurz nach seinem Tod im Jahr 1958 veröffentlicht wurde. Am Nachmittag erhielten wir eine exklusive Führung durch den Palazzo Butera. Dieser Barockpalast wurde 2016 vom Galeristen Massimo Valsecchi und dessen Frau Francesca gekauft und aufwendig restauriert. Heute birgt er u. a. die beeindruckende internationale Sammlung des Ehepaars, die sich über Jahrhunderte und Regionen erstreckt: von zeitgenössischer Kunst bis hin zu englischen Kunsthandwerksmöbeln, von Porzellan bis hin zu Antiquitäten. Zum Abendessen besuchten wir ein kleines sizilianische Bistrot mit typischen regionalen Köstlichkeiten.
Den Sonntag begingen wir mit der heiligen Messe im barocken Oratorio delle Dame del Giardinello in lateinischer Sprache. Die Kirche gehört zur Kongregation der Damen unter dem Titel der Erwartung der Geburt der Jungfrau Maria. Im Anschluss empfing uns die Ordensoberin bei hausgemachtem sizilianischem Gebäck und gab uns Einblick in das seit 1595 verfolgte ehrenwerte Ziel der Gemeinschaft: bedürftige schwangere Frauen zu unterstützen. Danach besuchten wir den Castello della Zisa, einen Sommerpalast der normannischen Könige aus dem 12. Jahrhundert. Von dort fuhren wir zur klassizistischen Villa Spedalotto mit Meerblick, wo uns die Eigentümerin Marchesa Anna Monroy Paternò di Spedalotto zum Mittagessen erwartete. Den Abend verbrachten wir auf Einladung von Principessa Carine Vanni Calvello di San Vincenzo im barocken Palazzo Gangi-Valguarnera mit seiner überwältigenden Ausstattung aus der Zeit des Rokoko bis hin zum Neoklassizismus. Die Säle und die Terrasse dienten dem Regisseur und Drehbuchautor Luchino Visconti als Kulisse für seinen Film „Der Leopard“ (1963). Atemberaubend ist der große Spiegelsaal mit seiner durchbrochenen doppelschaligen Decke samt Deckengemälden von Giuseppe Velasco (1750–1827). Bei einem gemütlichen Abendessen schlossen wir den Tag.
Am Montag besuchten wir die Cappella Palatina (Hofkapelle) im Palazzo Reale, die von König Roger II. im arabisch-byzantinisch-normannischen Stil von 1132 bis 1140 n. Chr. errichtet worden war. Die letzte Renovierung der Goldmosaike (2003–2008) wurde vom deutschen Unternehmer und Kunstmäzen Reinhold Würth finanziert. In der Villa Tasca mit ihrem romantischen Garten aus der viktorianischen Zeit wurden wir mit einem Brunch unter seltenen Palmen und uralten Bäumen verwöhnt. An deren Schönheiten haben sich bereits vor uns König Ferdinand IV. und Königin Caroline, Otto von Bismarck, Richard Wagner, Giuseppe Verdi und Jacqueline Kennedy erfreut. Am Nachmittag stand die Kathedrale Santa Maria la Nova in Monreale am Programm, die wie Palermo seit dem Jahr 2015 UNESCO Weltkulturerbe ist. 1172 bis 1176 ließ König Wilhelm II. von Sizilien der Legende nach die Kirche an jener Stelle errichten, an der ihm die Jungfrau Maria im Traum erschienen war. Zum Abschluss des Tages waren wir zum Empfang in den Palazzo Mazzarino beim Marquis Berlingieri und seiner Gemahlin eingeladen. Der aufwendig sanierte Palast beherbergt die außergewöhnliche zeitgenössische Sammlung des Hausherrn und wir verlebten dort einen gelungenen letzten Abend in heiterer Atmosphäre.
Den Weg zum Flughafen am Dienstag nutzten wir zur Besichtigung des architektonisch außergewöhlichen Palazzina Cinese. Der Palast wurde in den Jahren 1799 bis 1802 als Jagd- und Sommerschlösschen in der Mode der Chinoiserie erbaut. Auftraggeber waren Ferdinand IV. von Neapel (Ferdinand III. von Sizilien) und seine Frau Maria Karolina, eine Tochter Kaiserin Maria Theresias. Diese hatten im Jahr 1798 aus Neapel vor den napoleonischen Truppen zurückweichen müssen und sich nach Palermo begeben. Schließlich kehrten wir voller positiver Eindrücke alle wohlbehalten nach Wien zurück.
Europa Nostra Ratssitzung in Krakau
Am 9. und 10. Mai 2022 traf sich der Europa Nostra Rat in Krakau, Polen, zu seinem ersten physischen Treffen seit Beginn der COVID-19-Pandemie. Das Treffen fand zu einem symbolträchtigen Zeitpunkt und Ort statt, mit fruchtbaren Diskussionen über verschiedene Aspekte der Arbeit von Europa Nostra, die von der europapolitischen Interessenvertretung bis zur Rettung des gefährdeten Erbes und dem Europäischen Jahr der Jugend reichten. Der Präsident des Verein Historische Gebäude Österreich, Alexander Kottulinsky, nahm daran teil.
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Burgentag in Niederösterreich
Text und Fotos Klaus-Peter Janner
Am 23. Mai 2022 wurden unter großer Teilnahme unserer Mitglieder drei geschichtsträchtige Bauten sowie ein interessantes Künstleratelier besucht. Die von Gräfin Dr. Soraya Stubenberg organisierte Burgenfahrt führte uns in das westliche Niederösterreich, wo die Besichtigung der Schlösser Seisenegg, Salaberg und Achleiten sowie das Atelier des Bildhauers Johannes Domenig auf dem Programm standen.
Durch das Wiental ging es über die Westautobahn nach Viehdorf in der Nähe von Amstetten. Das erste Ziel war Schloss Seisenegg. Dort begrüßten uns Maximilian und Dipl. Ing. Anne Mautner von Markhof herzlich. Sie haben das Schloss im Jahr 2005 gekauft, umgebaut und modernisiert. Ursprünglich als Höhen- und Wasserburg konzipiert, stammt die Burganlage als Doppelburg aus dem 13. Jahrhundert. 1267 wurde Heinrih de Sisaneke als Eigentümer in Lilienfelder Urkunden erwähnt. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Burg als Schloss umgebaut, der wehrhafte Burgcharakter blieb aber erhalten. Die Burg hatte drei Sperrwerke und keine Zufahrtsachsen. Bis nach den Napoleonischen Kriegen war es eine Wasserburg. Erhalten sind die äußeren Wehrtürme sowie ein Ziehbrunnen im Innenhof. Der Eingang in den Palas ist jetzt sehr breit. Die Größe richtete sich nach der doppelten Breite eines Reifrockes. Das ebenfalls noch erhaltene Burgarchiv befindet sich heute im Landesmuseum NÖ. Wegen hoher Steuern wurde das Dach nicht repariert, sodass die Anlage zur Halbruine verkam.
Heinrich von Seisenegge war auch Gerichtsherr. Im Torbogen des Eingangsbereiches ist eine doppelte Galgenleiter zu sehen: Zwei Personen gehen hinauf, eine kommt herunter. Ab der Renaissance wurde der große Gerichtssaal nicht mehr genutzt. Einen Stock tiefer befindet sich das Befragungszimmer. Weiters sind im Eingangsgewölbe oben auf Balken Hochwild-Jagdnetze zu sehen, die man „Lappen“ nannte. Die Tiere wurden zu den Netzen getrieben und darin gefangen. Der Ausdruck „durch die Lappen gehen“ stammt aus jenen Tagen und bedeutete, dass ein Tier entwischen konnte. Auch ein weiterer heute noch gebräuchlicher Terminus wurde vom Hausherrn anhand eines Biedermeiergemäldes erklärt. Auf dem Bild hält der Wirt einem Gast, der nicht zahlen will oder kann, eine Kreidetafel vor das Gesicht. Da Papier teuer war, wurde die Zeche mit Kreide auf einer Tafel vermerkt. War die Zeche bezahlt, wurde das auf die Tafel Geschriebene gelöscht. Wenn nicht bezahlt wurde, gab es auch keine Löschung. Von daher kommt also der Ausspruch „bei jemandem in der Kreide stehen“. Zu sehen war auch eine sogenannte „Zehentwaage.“ Die Burgküche bestand bis in die theresianische Zeit, danach wurden offene Kamine verboten.
Die Anlage ist an der Verbindung Wien–Salzburg gelegen und es gab zwei Mautbrücken für die Straßenmaut. Da die Donauschiffer den nahe gelegenen Strudengau fürchteten, wurde in Wallsee abgeladen und diese gefährliche Strecke eben auf dem Landweg überwunden.
Die nächste Besichtigung war Schloss Salaberg,südwestlich der Stadt Haag gelegen. Die Eigentümerin, Mechthild Freifrau von Mylius, erwartete uns schon. Das Schloss geht auf eine Burganlage zurück und wurde erstmals im Jahre 1282 erwähnt. Der Handelsherr Nikolaus Kölnpeck aus Steyr erwarb die Burg im Jahre 1530 und ließ sie zum Renaissanceschloss umbauen. Die Anlage hat drei aneinandergereihte Höfe mit zwei Türmen und einem Uhrturm. 1614 wurde das Schloss an die Familie des Grafen Salburg, einem Vorfahren der Familie Mylius, verkauft. Dass Graf Salburg in Venedig in Diensten war, merkt man im Schloss anhand des venezianischen Flairs. Die Malerei im Gang stammt aus dem Jahr 1680. Sehenswert ist der große, reich ausgestattete Festsaal, dessen venezianische Prägung sich z. B. durch einen monumentalen Kamin mit dem Löwen von San Marco offenbart. Dieser Saal kann für private Veranstaltungen gemietet werden. Die gegen Ende des 17. Jahrhunderts erbaute und 1998 restaurierte Schlosskapelle steht heute für Messen zur Verfügung.
Im Garten befindet sich ein außergewöhnliches barockes Badehaus. Die Grotte geht auf griechische und römische Vorbilder zurück, dahinter erstreckt sich das Badehaus. Es ist einzigartig in seinem Aussehen. 1999 wurde der Komplex nach vierjähriger Renovierungszeit mit Unterstützung durch die Messerschmitt Stiftung und das Bundesdenkmalamt fertiggestellt. Es kann über den Tierpark Haag öffentlich besichtigt werden.
Krieg und Besatzungszeit brachten zivile und militärische Einquartierungen, die gewaltige Schäden zur Folge hatten. Erst in den Siebzigerjahren konnte mit den notwendigsten Instandhaltungsarbeiten begonnen werden. Diese werden von dem Besitzer zusammen mit dem Bundesdenkmalamt und der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich weitergeführt.
Die Gärten des Schlosses wurden im 16. und Anfang des 17. Jahrhunderts angelegt und zählen zu den bedeutenden Barockgärten Österreichs. Der große Landschaftsgarten östlich des Schlosses wurde um 1870 von Eduard Petzold gestaltet und zwischen 1970 und 1973 unter Bewahrung des historischen Baumbestandes zum Tierpark Stadt Haag umgebaut.
Etwas müde von den zahlreichen Eindrücken und hungrig näherten wir uns Schloss Achleiten, nördlich von Strengberg gelegen. Marie Caroline Gräfin Ledebur-Wicheln begrüßte die Teilnehmer/-innen und lud zum Mittagessen in die ehemaligen Stallungen.
Im 12. Jahrhundert war das Anwesen eine Vogtei des bayerischen Klosters Tegernsee. Zu dieser Zeit sind die Herren „de Ahlite“ belegt. Das Altschloss wurde aufgrund von Flusslaufveränderung der Donau aufgegeben und 1861 abgetragen. Etwas höher war zuvor bereits 1728–1734 das neue Schloss, ein breit gelagerter barocker Bau mit Ehrenhof, als Verwaltungssitz der Herrschaft Strengberg und Erholungsort für Stiftskapitulare erbaut worden. Im 18. Jahrhundert war Baron August von Blomberg Eigentümer, und 1894 wurde es von Jaromir von Skoda, dem Bruder des Gründers der Skodawerke, gekauft. Seine Nachkommen, die Freiherren von Weichs, erbten das Schloss, das bis heute in Familienbesitz ist. 1945 war russisches Militär einquartiert und die Soldaten schleppten vieles weg.
Zuletzt stand an diesem Tag das Atelier des Kärntner Künstlers Johannes Domenig in Wolfsbach auf dem Programm. Er ist Bildhauer und Installationskünstler und empfing uns in seinem rohbelassenen Vierkanthof. Im Eingangsbereich erwartete uns eine religiöse Figur. Der Künstler forderte die Besucher auf, diese anzugreifen. Zu unser aller Überraschung war sie aus Gummi gefertigt, einem Material, dem sich der Künstler vorwiegend verschrieben hat. In den einzelnen Räumen erwarteten uns „Installationen“. Viele Teile des täglichen Gebrauchs sahen täuschend echt aus, aber auch sie waren allesamt aus Gummi gefertigt. Eine andere Installation, die aus verrosteten Gebrauchsgegenständen bestand, war vom Künstler mit dem Titel „Vergänglichkeit“ benannt worden. Johannes Domenig arbeitet aber auch mit Rinde, die er, nachdem er sie flach gepresst hat, auf Platten befestigt und bemalt. Hier hat er die Natur in seine Arbeiten integriert.
Der Präsident Alexander Kottulinsky bedankt sich bei allen Schlossbesitzern für ihre Gastfreundschaft. Ein großes Danke geht vor allem an Soraya Stubenberg, die stets organisatorisch den Überblick bewahrte.
Fachgespräch „Denkmalschutz = Klimaschutz“
Das Bundesdenkmalamt veranstaltete zum diesjährigen Schwerpunktthema „Denkmalschutz = Klimaschutz“ ein Fachgespräch in der Kartause Mauerbach.
Bei Denkmalschutz und Denkmalpflege ging es schon immer um Nachhaltigkeit: Die dauerhafte Erhaltung und Pflege von bedeutenden Bestandsbauten mit traditionellen, natürlichen und damit nachhaltigen Baumaterialien ist eine Kernaufgabe des Bundesdenkmalamtes.
Vizekanzler Werner Kogler betonte in seiner Eröffnungsrede: „Im Kern geht es in der Denkmalpflege darum, unser historisches, unser kulturelles Erbe für nachfolgende Generationen zu bewahren und erhalten. Dabei braucht es achtsamen Umgang mit knappen Ressourcen, Respekt vor den Werken und den Werten anderer Menschen und ein Bewusstsein für die Verantwortung, die wir für alle haben, die selbst nicht mitreden können. Das ist der Punkt, an dem sich Denkmalschutz und Klimaschutz auf das Wunderbarste berühren.“
Fotos © Verein Historische Gebäude Österreich
Das Fachgespräch in der Kartause Mauerbach versammelte Expert:innen aus verschiedenen Bereichen wie etwa Umwelttechnologie, Bautechnik oder der Denkmalpflege. Ziel war es, Möglichkeiten und Instrumente zu entwickeln, um geschützte Bauten nachhaltig zu optimieren und für die Zukunft klimafit zu machen. Thema war auch die „Richtlinie zur Energieeffizienz an Baudenkmalen“, die bereits 2011 vom Bundesdenkmalamt herausgegeben und 2021 aktualisiert wurde.
Gebauten Bestand so lange zu nutzen wie möglich, ist nachhaltig. Gebäude, die lange Zeit überdauert haben, binden viel „graue Energie“. Gemeint ist damit jene Energie, die in der Errichtung und den Baumaterialien eines Hauses, deren Produktion und Transport steckt.
Besonders denkmalgeschützte Bauten weisen im Verlauf ihres Lebenszyklus‘ eine positive Gesamtenergiebilanz auf. Von der Gewinnung der regionalen Baumaterialien über die eigentliche Errichtung des Gebäudes bis hin zur Erneuerung ihrer Baustoffe im Rahmen einer Sanierung ist ihr Energieaufwand vergleichsweise gering und verbessert sich über die gesamte Lebensdauer.
„Denkmalschutz und Klimaschutz haben eine Gemeinsamkeit, nämlich die Achtung vor nicht erneuerbaren Ressourcen. Die über Generationen gehenden Lebenszyklen von Baudenkmalen und ihre Reparaturfähigkeit entsprechen in besonderem Maße den aktuellen Nachhaltigkeitskriterien“, so Christoph Bazil, Präsident des Bundesdenkmalamtes.
Die Tagung wurde in Kooperation mit dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie hybrid veranstaltet.
Im Gespräch mit Maximilian Hardegg
Dipl.-Ing. Maximilian Graf Hardegg ist Eigentümer eines der größten landwirtschaftlichen Betriebe Österreichs mit Sitz in Seefeld-Kadolz an der Pulkau im nördlichen Weinviertel. Betrieben werden Ackerbau, Weinbau, Forstwirtschaft und Tierzucht. Alexander Graf Kottulinsky sprach mit ihm über aktuelle Herausforderungen wie Pandemie, Klimawandel und Green Deal, Ukrainekrieg, Next Generation etc.
AK: Lieber Max, die letzten drei Jahre haben uns doch einige Denkaufgaben gegeben. Wir konnten vorher unsere Produkte überall verkaufen und hatten auch die Lieferanten aus der ganzen Welt. Was ändert sich jetzt in deinem strategischen Plan als Unternehmer, wenn man die drei Ereignisse Pandemie, das feststeckende Containerschiff im Suezkanal – das für mich Ausschlaggebendste – und natürlich den Ukrainekrieg betrachtet?
MH: Das ist wirklich eine bewegende Frage. Wir haben eigentlich eine Verquickung von zwei Elementen. Wir haben einmal die Pandemie mit all ihren Auswirkungen, das ist akzeptiert worden mit den Lieferketten und Engpässen etc. und hat uns bereits lange vor dem Krieg in der Ukraine sehr beschäftigt. Wir hatten in der Landwirtschaft schon letztes Jahr einen deutlichen Preisanstieg aufgrund einer hohen Nachfrage und einer Verknappung. Wir haben also gelernt, dass, wenn nur ein Sandkorn in diesem Getriebe Welthandel steckt, die Auswirkungen gleich riesig sind. Und aus dem sind wir eigentlich – du hast das Stichwort „Suezkanal“ genannt – nicht mehr herausgekommen. Und dann kam der Krieg dazu. Ich habe vor einigen Wochen einen Pressekommentar zu diesem Thema – Nahrungsmittelverknappung, Anstieg der Preise etc. – geschrieben. Ich glaube, wir leben jetzt wirklich in einer sehr interessanten Zeit, und wir wissen nicht, wie die Weltgetreideernte sein wird. Wir wissen nicht, wie unsere eigene Ernte sein wird, denn es ist immer wieder sehr trocken. Und wir wissen nicht, wie weit die Ukraine – aber auch Russland oder Kasachstan – auf den Exportmärkten präsent ist. Wir wissen aber andererseits ganz sicher, dass die gesamte nordafrikanische Region von uns abhängig ist. Es wird eine riesige Herausforderung werden, die sich in den nächsten Monaten bei uns einstellt. In diesem Kommentar habe ich erläutert, dass wir handeln können können und entscheiden, wem und wann wir liefern. Ich glaube, das wird wichtig sein, damit man einfach eine gewisse Ruhe in diese Lage, die du beschrieben hast, hineinbringt.
Ich höre ein bisschen Riskmanagement heraus. Aus dem Bereich komme ich ja auch. Sich vorher den Kopf darüber zu zerbrechen, was meinen Lieferanten passieren kann. Plötzlich ist Stillstand, weil diese nicht mehr produzieren können, detto natürlich mit den Kunden. Ich kann nicht mehr dorthin liefern, wo vielleicht ein Vertrag besteht, ein besserer Preis ist, wo der Markt sich ändert. Ist dieses Riskmanagement auch in der Regierung angekommen oder ist das noch immer ein Unternehmerthema, das eigentlich dir allein bleibt?
Ich glaube einmal, grundsätzlich ist es ein echtes Unternehmerthema, da wir als Unternehmer handeln können. Das ist so ein trivialer Satz, der aber eigentlich den Kern trifft. Wir können entscheiden, was und wie viel wir anbauen und verkaufen. Die Politik ist jetzt aber enorm gefordert, weil sie einmal über die Agrarpolitik die Möglichkeit hat, Ruhe in dieses System zu bringen, die Versorgung sicherzustellen, und auch gewisse preisdämpfende Wirkung ausüben kann. Und das muss sie tun. Die zweite grundsätzliche und ganz große Frage ist – wir stehen ja mitten in der Green-Deal-Diskussion wo eines der Ergebnisse ist, die Landwirtschaft in Europa zu verkleinern – der Umgang damit. Da bin ich der festen Überzeugung, dass das die falsche Ansage in Zeiten wie diesen ist. Europa ist ein Agrarkontinent und muss seine Rolle auch als ein solcher wahrnehmen. Österreich hat ebenfalls einiges zu melden. Denkt man an die Identität der Nation fallen einem spontan nicht nur die herrliche Landschaft und Natur, sondern auch die Kultur, vor allem die bauhistorische ein. Dieses Geschwisterpaar ist aber das, was die österreichische Identität ist. Wenn man die stärken will, sollte man sich diesen zwei Themen widmen.
Der Green Deal ist, gerade was Historic Houses betrifft, ein riesiges Thema. Wir wissen, dass die EU daran arbeitet, unsere Häuser zu klassifizieren. Es gibt eine Klassifizierung bis zur niedrigsten Einstufung hinunter. Grundsätzlich geht sie immer nur von einem momentanen Verbrauch aus, wir aber sehen die Gesamtlebensdauer eines Objektes als wesentlich. Das sind alles Themen, die die historischen Häuser betreffen. Erst kürzlich hatten wir zum Thema „Denkmalschutz ist Klimaschutz“ in der Kartause Mauerbach mit dem Bundesdenkmalamt ein großes Meeting, zu dem auch Vizekanzler Kogler gekommen ist. Ich denke, die Lebenszyklusbetrachtung ist ein wesentlicher Punkt. Und hierbei ist auch wichtig, dass man die Landwirtschaft so betrachtet. Klima ist generell ein Thema, das auch diese stark betrifft. Meinst du, dass die Produkte an sich ausreichen werden, oder werden wir uns noch andere Produktpaletten anschauen müssen?
Du hast gesagt: „Denkmalschutz ist Klimaschutz.“ Ich finde, das ist ein wunderbares Schlagwort. Wir haben das bei uns auch hier in der Landwirtschaft, wo wir es umlegen und sagen: Eine zeitgemäße Landwirtschaft ist ebenfalls Klimaschutz. Das Betriebsmotto von Gut Hardegg heißt „gelebte Artenvielfalt“. Wir stellen also unser Tun und Handeln auch in den Sinn der Natur. Ich möchte keine Handlung setzen in der Landwirtschaft, wodurch die Natur zu Schaden kommt. Ich möchte diese zwei Dinge vereinen, das kommt auch aus unserem jagdlichen Naturverständnis heraus. Und da gilt es eigentlich darzustellen, was du sagst: Eine Landwirtschaft auf der Höhe der Zeit ist für die Umwelt gut und ist auch für den Klimaschutz positiv. Und was die Neuorientierung anbelangt: Ich glaube, es werden sich sicherlich neue Optionen auftun, neue Kulturen. Nehmen wir beispielsweise die Sojabohne, die heute in der Steiermark seit vielen Jahren sehr erfolgreich angebaut wird. Wir haben erst vor fünf bis sechs Jahren begonnen, diese anzubauen, und sind nun schon fast bei den steirischen Erträgen gelandet. Dort herrscht ein anderes Klima, aber mit den Sorten können wir uns gut anpassen. Der Ertragsfortschritt ist eindeutig in den Kulturen gegeben, und so gesehen können wir einen wesentlichen Beitrag leisten. Ich habe mir das ausgerechnet: Ich kann im Durchschnitt 70 000 Österreicherinnen und Österreicher ernähren, bei Kartoffeln sind es 100 000, bei Schweinefleisch 40 000. Den Wein habe ich da nicht hineingerechnet, denn der gehört ja nicht zu den Grundnahrungsmitteln. Aber in Summe 70 000, mit Getreide 80 000. Das ist schon eine ganz ordentliche Bilanz. Und wie bekomme ich das hin? Weil ich als Betrieb intakt bin, weil ich erzeuge und weil wir uns freuen, dass wir produzieren und erzeugen können. Und das versuchen wir einfach zu erhalten.
Das heißt, Markt und Produkte sind im Fokus, sowohl vom Produzenten als auch vom Markt her. Mein wichtiges Thema ist die nächste Generation. Wir alle kämpfen mit Betrieben, die wir von unseren Ahnen übernommen haben, und wir wissen auch, dass die Jugend heute manchmal etwas anders orientiert ist, etwas schneller handelt als vielleicht noch vor einer oder zwei Generationen. Jetzt bist du ein sehr großer professioneller Betrieb. Siehst du ein wenig in deinem Umfeld, bei deinen Nachbarn oder bei dir selbst, dass die Jugend noch Interesse hat? Dass die Jugend auch einen Ehepartner findet, der sich an die tschechische Grenze setzt? Ist das bei dir schon ein Thema?
Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe sind zu fast 100 Prozent Familienbetriebe. In so einem Betrieb ist die von dir angesprochene Nachfolgefrage ganz wichtig. So wie ich das beobachte, ist es so, dass sich im Familienbetrieb eigentlich jede Generation neu erfinden muss. Es gilt nichts mehr aus Deines Großvaters Zeiten. Wenn er heute über den Betrieb wandeln würde, würde er nichts mehr wiedererkennen. Und so wäre es bei meinem Vorfahren wahrscheinlich auch. Aber ich denke, sie würden eine Kontinuität erkennen, die sich über Generationen durchspielt. Dass du das Eigentum bewahrst, das ist uns ja mit der DNA mitgegeben worden. Das heißt, wir übernehmen eine Forst- und Landwirtschaft, ein altes Gebäude etc., und wollen es an die nächste Generation in einem besseren Zustand als wir es übernommen haben, weitergeben. Eine Riesenaufgabe, aber ich glaube, das haben eigentlich alle diese Familienbetriebe, von denen wir reden, in ihrer DNA eingespeichert. Da sehe ich eigentlich wenige Ausreißer. Die Jagd ist ein großes Bindeglied, und es wäre schön, wenn auch die Kultur ein solches wäre – oder für uns auch die Passion zur Natur. Das sehe ich als die großen Konstanten und das Kontinuum, das sich durchzieht. Und trotzdem sind die Herausforderungen riesig. Ich merke bei vielen Betrieben, die keine volle Beschäftigung bieten, dass diese sehr erfolgreich geführt werden, indem sich der Eigentümer, um den Betrieb mit seinen Ausgaben nicht voll zu belasten, eine Nebenbeschäftigung oder einen anderen Beruf sucht. Man muss in diesem Fall viele Belange delegieren, vielleicht von jemandem bewirtschaften lassen. Es gibt eine ganze Reihe von erfolgreichen Kooperationen, aber am Ende des Tages steht immer, dass du deinen Besitz erhalten willst und somit auch den Widerstand entwickelst, den du dafür brauchst. Es ist, wie man weiß, nicht immer nur angenehm am Land. Wir reden stets nur über die guten Dinge, aber wir hätten alle ganz schnell vieles anzuführen, wenn wir sagen könnten, was uns alles auf den Nerv geht: Behörden, Bürgermeister, BHs und, und, und.
Es ist mir wichtig, gerade für Historic Houses: Je mehr eine Familie darin lebt, desto länger kann dieses Haus bestehen. Man merkt, gerade wenn man den National Trust in England anschaut, dass nach ein paar Jahrzehnten einfach die Seele verloren geht. Und deswegen ist es mir so wichtig, dass die Betriebe interessierte Nachfolger haben. Wir wissen auch, wie wichtig die Ehepartner sind und deren Verständnis dafür, diese Betriebe weiterzuführen. Wenn die Hoffnung besteht, dann sind wir alle glücklich. Und wenn unsere Generation es schafft, der nächsten Generation Freude daran zu vermitteln, dann haben wir schon viel erreicht.
Ich denke, gerade wenn von den alten historischen Gebäuden und den Schlössern die Rede ist, dann ist das ja für die Familie, wohl für die meisten, ein Nach-Hause-Kommen. Es ist ein Integrationspunkt, und daran sind eine ganze Reihe von schönen Erinnerungen geknüpft. Ich glaube, die Identifikation mit dem alten Gebäude ist in hohem Maße vorhanden. Die Frage ist lediglich, ob man es schafft, das Gebäude allein zu erhalten, oder welches Modell zu nehmen ist, beispielsweise indem man Teile davon vermietet. Aber ich glaube, der Wille zum Fortbestand ist vorhanden.
Es ist unbestritten, dass es so bleibt, und erst recht, wenn man so wie du mehrere Häuser managen muss. Da ist nicht nur ein Schloss oder ein historisches Gebäude, sondern es sind derer einige. Dann ist die Aufgabe umso größer. Aber sich mit dem Betrieb, den Ressourcen und den Möglichkeiten zu beschäftigen, ist eine ganz eigene Story – das müssen wir sowieso jeden Tag, auch in der Zukunft, machen.
Diese Werte wie Dauerhaftigkeit, Spaß am Unternehmen, Gedanken an die nächste Generation etc., von denen wir jetzt gesprochen haben, sind – davon bin ich überzeugt – Werte, die nie alt sein werden, sondern hochaktuell. Wenn wir noch einmal auf den Green Deal zurückkommen: Das ist ja ein Denken an die nächsten und übernächsten Generationen, die nächsten 100 Jahre. Und wer, wenn nicht wir, kann das? Wenn du eine Eiche pflanzt, wirst du von der niemals eine Rechnung bekommen und vielleicht nicht einmal dein Sohn, wenn sie 200 Jahre steht. Wir können es, dieses „in langen Zeiträumen denken“. Das ist, glaube ich, für eine Gesellschaft wichtig.
Ganz richtig, wenn dies die Jugend auch noch übernimmt. Sie ist zwar schneller getaktet als wir, hat aber schon den Blick auf das Wesentliche.
Lieber Max, vielen Dank für das Interview.
Seminar EU-Förderung und Generalversammlung EHHA in Brüssel
Am 16. Juni 2022 fand in Brüssel die Generalversammlung von European Historic Houses statt. Die zur Diskussion gestandenen Themen sind hier punktuell zusammengefasst.
EPBD-Status quo
. Die EU-Kommission hat den Vorschlag für eine neue EPBD (Energy Performance of Buildings
Directive) Ende 2021 veröffentlicht. Der Text befindet sich derzeit in Verhandlungen mit
dem EU-Rat und dem Parlament
. Wir arbeiten mit unseren historischen Partnern (EPF, UIPI und ELO) und direkt mit Experten
und Abgeordneten zusammen.
. Status quo-Verhandlung Energy Performance of Buildings Directive Neufassung
. Hauptproblem sind Mindeststandards für die Gesamtenergieeffizienz (minimum
energy performance standards/MEPS)
. Mindeststandards für die Gesamtenergieeffizienz (Art 9):
. Bis 2030 keine G-bewerteten Gebäude mehr, bis 2033 keine F-bewerteten
Gebäude mehr
. Ausnahmen für “offiziell geschützte Häuser“ enthalten wie in der Vergangenheit
. „Die Mitgliedstaaten ergreifen alle Maßnahmen, um die Umsetzung
sicherzustellen”
. Bei größeren Renovierungen (Art 5):
. MEPS wie oben
. Ausnahme für “offiziell geschützte Häuser” aufgeweicht: wir versuchen, die ältere
Version zu wiederholen
. Wir versuchen sogar, die Ausnahme von “historischen Gebäuden” zu vergrößern.
. „Kostenoptimale Formulierung” ist enthalten
. Finanzierung:
. Wir fordern eine eingegrenzte Finanzierung für “offiziell geschützte Gebäude”
. Berichterstatter (EP) ist von der grünen Partei und findet Vorschlag “weich”
. Notwendigkeit, sehr weitgehend “offiziell geschützte Gebäude” in nationalen Gesetzen
zu definieren
EU-Förderung: Zugänge und Funktionen – Seminarbericht
Salman Rahimpour, KOTAX Versicherungssysteme GmbH
Das Seminar, das am 15. Juni 2022 in Brüssel stattfand, gab den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein tiefes Verständnis über EU-Förderungsprogramme, die bei historischen Gebäuden Europas angewendet werden können. Auf dem Seminar wurden drei Förderungsprogramme genannt, die jeweils unterschiedlich auf europäischer und regionaler Ebene verwaltet werden. Das Programm „Creative Europe“ ist jenes Förderungsprogramm, das als das wichtigste Programm für kulturelle Zwecke beschrieben wurde. Das andere auf europäischer Ebene verwaltete Förderprogramm heißt „Erasmus+“ und legt seine Schwerpunkte auf Training, Bildung, Sport und Jugend. „ERDF“ ist ein Förderungsprogramm, das nur auf regionaler Ebene verwaltet wird; die Verantwortung dafür sowie dessen Entscheidungen liegen in den Händen der Mitgliedstaaten.
Wie im Seminar verlautbart wurde, sind alle diese Förderungen trotz ihrer Komplexität auch für die Eigentümer/‑innen von historischen Gebäuden europaweit verfügbar. „Hier ist echtes Geld“, sagte Alfonso Pallavicini, Präsident der EHHA auf dem Seminar. „Sie haben die reale Chance, eine solche Förderung zu erhalten. Sie brauchen nur die Regeln zu befolgen.“ Wie man sich während des gesamten Prozesses beraten lassen kann, wurde während des Seminars deutlich betont. Das Projekt, das sich für eine Förderung bewirbt, darf somit nicht nur ein reines Renovierungs- und Restaurierungsprojekt sein und auf persönliche Vorteile abzielen, sondern es soll eine echte kulturelle Erbschaft für die nachfolgende Generation des Volkes retten und der Öffentlichkeit in einer sinnvollen Form zur Verfügung gestellt werden.
Private historische Gebäude stellen nicht nur eine private Hinterlassenschaft dar, sondern sie sind auch ein nationales Vermächtnis. Sie werden immer als wahre Schätze Europas erwähnt und sind Teil der heutigen europäischen Identität. Um diese auch für die Zukunft noch im Ganzen zu erhalten, müssen wir uns in der Gegenwart ernsthaft um sie kümmern. In den meisten Dörfern und kleineren Städten sind solche Gebäude wichtige Wirtschaftsmotoren. Wenn sie sterben, stirbt das Gebiet. Man darf nicht vergessen, dass all das, was in historische Gebäude investiert wird, letztlich auch wieder in die Gesellschaft zurückfließt.
Europäischer verein historischen Gebäuden beschreibt seine Ziele wie folgt:
• den Sektor der historischen Gebäude auf europäischer Ebene vertreten
• historische Gebäude voranbringen und darauf aufmerksam machen
• als Austauschplattform für den Sektor dienen
„Ihre Nachfragen werden auf jeden Fall von der EHHA bearbeitet, und wir werden EU-Anfragen zu etwas formen, das Ihrer Nachfrage entsprechen kann“, sagte Präsident Alfonso Pallavicini während des Seminars.
Ausführliche Informationen zu den EU-Förderungsprogrammen finden Sie unter:
- Funding &tender opportunities
https://ec.europa.eu/info/funding-tenders/opportunities/portal/screen/opportunities/funding-updates
- Regionalmanagement Südweststeiermark
https://www.eu-regionalmanagement.at/
- Erasmus+
https://erasmus-plus.ec.europa.eu/
Der Verein Historische Gebäude Österreich beschreibt seine Ziele wie folgt:
- Creative Europe
https://www.creativeeurope.at/
https://culture.ec.europa.eu/creative-europe
- European Regional Development Fund (ERDF)
https://ec.europa.eu/regional_policy/de/funding/erdf/
Drei spannende Tage in Irland
In diesem Jahr fand die 7. NextGen Heritage Conference der European Historic Houses Association vom 1. bis zum 3. April in Irland statt.
Text und Fotos Ferdinand Goëss
Der Treffpunkt am Anreisetag war eine kleine, malerische Küstenstadt mit dem Namen Bray, die sich ca. 20 km südlich von Dublin befindet. Von hier aus brachen wir zu unserem ersten Programmpunkt auf.
Luggala Lodge ist ein geschichtsträchtiger Ort im Herzen der Wicklow Uplands und wurde von den einflussreichen Familien Powerscourt, La Touche und zuletzt Guinness geführt. Bekannt ist dieser Platz aufgrund seiner berühmt-berüchtigten Veranstaltungen wie auch wegen seiner wunderschönen verwunschenen Natur, die das Schloss umgibt und jeden Besuch zu einem unvergesslichen Erlebnis macht. Nicht von ungefähr dient diese Gegend häufig als Kulisse für Film- und Fernsehserien.
In Anschluss an eine interessante Führung durch den derzeitigen Eigentümer konnten wir uns bei Kaffee und Kuchen stärken, danach ging es zum nächsten Programmpunkt dieses Tages: Altidore Castle. Die Familie Emmet, die dieses äußerst charmante Schloss seit vielen Generationen bewohnt und belebt, geleitete uns durch das traditionsreiche Gebäude und erzählte uns Aufschlussreiches über die Familiengeschichte sowie Historisches über das Anwesen selbst. Den krönenden Abschluss bildete eine ausgiebige Verkostung irischen Whiskeys!
Die eigentliche Konferenz von European Historic Houses wurde am Samstag vom scheidenden NextGen-Koordinator William Cartwright-Hignett mit einer Rede im wunderschönen Killruddery Estate eröffnet. Es folgten spannende Vorträge, darunter jener von Dr. Eric Clinton von der Dublin City University und einem multinational besetzten Panel zum Thema „Heritage: Staying relevant in a changing world“. In den Vorträgen ging es um familiäre Betriebsübergaben und die damit verbundenen Schwierigkeiten sowie darüber, wie sich solche Häuser in unseren sich stark verändernden Zeiten (wieder‑)beleben lassen.
Nach einem guten Mittagessen, bei dem man die Gelegenheit hatte, sich mit verschiedenen Gleichgesinnten auszutauschen, gab es weitere Beiträge, wie z. B. jenen von der Castleacre Insurance, sowie ein Update zu laufenden EHHA-Projekten und mehrere Erfahrungsberichte von jungen Schlossbesitzern aus Rumänien und Frankreich. Der Abschlussbeitrag von Präsident Alfonso Pallavicini über „The Green Deal“ und dessen Relevanz für die Eigentümer/‑innen historischer Gebäude war ebenso aufschlussreich wie interessant.
Hausherrin Lady Fionnuala Ardee führte uns als letzten Programmpunkt durch ihr Anwesen und berichtete, wie sie und ihr Ehemann dieses bewirtschaften und durch unsere fordernden Zeiten manövrieren. Am Samstagabend wurde mit einem lustigen Ball im Killruddery Estate zu irischer Musik und Tanz gefeiert, und erneut gab es eine Verkostung von irischem Whiskey.
Am Sonntagmorgen genossen wir nach der Messe das Privileg, das Anwesen Lodge Park der Guinness-Familie mit seinem prachtvollen ummauerten Garten zu besuchen. Nach Speis und Trank traten wir die Heimreise von diesem sehr erfolgreichen und höchst interessanten Wochenende an. Wir freuen uns schon heute auf ein Wiedersehen im kommenden Jahr!
Abriss Hüfner-Villa
Die Gemeinden sind für die Ortsbilder verantwortlich
Dass sich die Gemeinden zunehmend aus der Ortsbildgestaltung verabschieden, wird anschaulich an der im Jahr 1899 erbauten und am 15. Mai 2022 dem Erdboden gleichgemachte Hüfner-Villa in Grieskirchen vor Augen geführt.
Unser Mitglied, Dr. Georg Graf Spiegelfeld-Schneeburg wandte sich ob dieses Abrisses in einem offenen Brief an die Vertretung der Stadt Grieskirchen.
Tag des Denkmals
Der Tag des Denkmals findet auch heuer wieder am letzten Sonntag im September statt.
Diese Veranstaltung wird als österreichische Antwort auf die europaweite Initiative European Heritage Days vom Bundesdenkmalamt koordiniert und ist österreichweit an vielen verschiedenen Orten und Plätzen präsent. Damit wird versucht, die Öffentlichkeit für die Bedeutung des Denkmalschutzes und des kulturellen Erbes zu sensibilisieren und Interesse für die Arbeit der Denkmalpflege zu wecken.
Der Fokus richtet sich dieses Jahr auf das Thema „Nachhaltigkeit“
Wir freuen uns über eine rege Teilnahme unserer Mitglieder.
Weiterführende Informationen bitte hier klicken……
ARBEITSKREIS „BESTANDSAUFNAHME LUSTER IN ÖSTERREICH“
Nach dem neuerlichen Treffen des Arbeitskreises, nun im Ahnensaal der Hofburg und unterstützt vom Präsidium des Bundesdenkmalamts mit Präsident Dr. Bazil, können wir feststellen, dass der Luster als historisch wertvolles Kunstwerk bei den verantwortlichen Stellen des Bundes, der Länder aber auch bei Herstellern, bei Architekten und im Antikenhandel angekommen ist.
Unser Mitglied Peter Rath, Leiter der bedeutenden Archive der nun 200 Jahre alten Glas und Lusterfirma Lobmeyr, bittet interessierte und mitarbeitswillige Mitglieder, dringend bei der Bestandsaufnahme mitzuwirken.
Der Luster ist seit seiner Elektrifizierung ab 1880 auch in Österreich vom kostbaren Architekturobjekt zur “Lampe” degradiert worden. Unsere Bundesmuseen, die Kirche, Architekten und Hersteller haben die entsprechenden Unterlagen. Der Arbeitskreis möchte die Kunstobjekte in drei Qualitätsklassen – wohl über die adaptierten Dateien der Bundesmobilien-Verwaltung – erfassen und ihre kulturelle Bedeutung, die zu ihrem Erhalt führen muss, aufzeigen.
Bitte melden Sie Ihr Interesse an einer aktiven Mitarbeit!
Der Arbeitskreis erbittet, die Mitteilungen und Einladungen zu Treffen über E-Mail verteilen zu dürfen. Dazu benötigen wir Ihr Einverständnis, damit wir Ihre Emailadressen sowohl für die Korrespondenz mit dem Sprecher, Peter Rath archiv@lobmeyr.at, als auch für die so dankenswerte Bereitschaft des Bundesdenkmalamtes, die im Namen des Arbeitskreises erstellten Aussendungen zu übernehmen, verwenden dürfen.
Buchempfehlungen
Schloss Marchegg
Stadtburg – Adelssitz – Storchennest
Schloss Marchegg blickt auf eine ereignisreiche Geschichte zurück: Im 13. Jahrhundert als Wasserburg konzipiert und Teil der Stadtbefestigung, wurde die Burg in der Barockzeit umgebaut und fortan als Jagdschloss und Adelssitz genutzt. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude durch Kriegshandlungen und Plünderungen schwere Schäden. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts stand das Schloss im Eigentum der Familie Pálffy, bevor es schließlich die Stadtgemeinde Marchegg erwerben und damit vor dem Abbruch bewahren konnte.
Die Begleitforschung zur umfassenden Restaurierung der Schlossanlage schuf die Basis für die vorliegende reich illustrierte Publikation der Buchreihe „Menschen und Denkmale“. Darin werden neue spannende Erkenntnisse zur Baugeschichte vorgestellt sowie eine einzigartige Zeitreise durch Marchegg und die Region unternommen.
Mit Texten von:
Mag. Dr. Peter Aichinger-Rosenberger: St. Pölten, Amt der NÖ-Landesregierung, NÖ Baudirektion, Allgemeiner Baudienst.
DI Franz Beicht: Krems an der Donau, Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat Niederösterreich.
Dr. Petra Göstl: St. Pölten, Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Kunst und Kultur.
Mag. Martin Grüneis: St. Pölten, Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Kunst und Kultur.
Mag. Dr. Markus Jeitler: Wien, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes, Forschungsbereich Geschichte der Habsburgermonarchie.
MMag. Nina Kallina: St. Pölten, Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung Kunst und Kultur.
DI Felix Reinicke: Stadtgemeinde Marchegg, Landesausstellungskoordination und Bauamt
Gebundene Ausgabe
216 Seiten
ISBN
978-3-99126-093-6
Bundesdenkmalamt Österreichische Denkmaltopographie 5, 2022
Auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Niederösterreich haben sich zahlreiche Markt- und Stadtbefestigungen erhalten. Erstmals wurden ihre materiellen Reste in einem langjährigen Projekt inventarisiert und bauhistorisch aufgearbeitet. Das Buch bringt neben einleitenden Forschungskapiteln einen zusammenfassenden Katalog. Die Bauten erzählen vom vielen Generationen langen Wunsch der Gemeinden nach Sicherheit aber auch Repräsentation und Organisation. Sie zeugen von der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Wehrarchitektur von einfachen Holz-Erd-Anlagen bis hin zu ausgefeilten Kanonenfestungen.
Mit fast 500 Seiten, etwa 60 Baualtersplänen und zahlreichen historischen Ansichten sowie gegenübergestellten modernen Fotos führt dieses Buch in die faszinierende Welt der historischen Märkte und Städte Niederösterreichs ein und schafft eine Grundlage zur Erkundung des überlieferten Bestands.
Der Band erscheint zugleich als E-Book, das nach Erwerb des Buches gratis heruntergeladen werden kann.
Der Hauptautor:
DI DDr. Patrick Schicht – Studium der Architektur sowie der Kunstgeschichte, seit 2005 im Bundesdenkmalamt als Gebietsreferent tätig, seit 2007 für 5 Bezirkshauptmannschaften im Südosten Niederösterreichs zuständig.
Sadtmauern in NÖ
488 Seiten
EinbandHardcover
ISSN 2616-4957